Aber es ist auch zu beobachten, dass das Einkommen in dieser Region gestiegen ist: etliche Steinhäuser wurden gebaut, einige sogar sehr aufwändig, man sieht noch mehr Satellitenschüsseln zu denen auch ein Fernsehgerät gehört, es gibt Fahrradverkaufs- und -verleihstationen, deutlich mehr Motorräder sind unterwegs, in Malinyi wurden neue Lädchen mit dem hier üblichen bunten Angebot und die "New Serengeti Bar" eröffnet. Das meiste ist sicher auf Pump finanziert, doch es ist mehr Geld im Umlauf als vor einem Jahr.
Auch im Hospital gibt es durchaus Patienten, die für besonderen Service etwas mehr zu bezahlen bereit sind und den Aufenthalt in einem Einzelzimmer wünschen. Eines gibt es nun auf jeder der 3 Stationen, pro Nacht sind 2.000 Tsh extra zu bezahlen. Diese Zimmer sind nicht ständig mit Patienten belegt, trotzdem fast immer, im wahren Sinne des Wortes, bewohnt - sie werden einfach von unseren Angestellten als Gästezimmer für ihre zahlreichen Familienmitglieder und Besucher genutzt. Für uns ist diese Idee völlig abwegig, hier denkt man eben einfach nur praktisch.
Für die Angehörigen der von weit her kommenden Patienten haben sich die vorher zum Teil unwürdigen Bedingungen auch verbessert. Die Unterkünfte wurden mit finanzieller SOLIDARMED-Unterstützung einer dringend notwendigen Komplettreinigung und Renovierung unterzogen, dank Bundeswehrreform mit Kasernenschließungen gibt es per Container gelieferte Betten, das Areal um die Wasserstelle, die mittlerweile auch Enten, Hühnern und streunenden Hunden als Tränke diente, wurde repariert und das gesamte Gelände eingezäunt. So haben wirklich nur noch die Angehörigen Zutritt, die für die Übernachtung einen minimalen Beitrag bezahlen, je nach Komfort zwischen 200 und 1.000 Tsh. Allerdings hat es sich herumgesprochen, dass man hier sauber und preiswert übernachtet. Ein Zimmer im Gästehaus in Malinyi kostet 2.000-3.000 Tsh und so gibt sich manch sparsamer Gast schon mal als Angehöriger eines Patienten aus und schummelt sich in`s Hospitalquartier.
Zwei junge Männer sind als Wach- und Reinigungspersonal für diese Unterkünfte eingestellt worden. Sie kommen aus umliegenden Dörfern und haben hier einen Arbeitspatz gefunden. Die beiden geben sich viel Mühe und machen ihre Sache richtg gut. Doch als erstes kamen sie mit einer Liste, was sie zu den vorhandenen Geräten, wie Besen, Eimer usw. brauchen: Gummistiefel, -handschuhe und Mundschutz. Sie haben sicher mal irgendwo gehört, dass so etwas im Krankenhaus getragen wird. Man muss sich dazu vorstellen, wo die Leute herkommen; sie leben in bzw. vor der Lehmhütte, holen Wasser vom Brunnen, das gerade zum Kochen reicht, während der Regenzeit laufen sie mit Gummilatschen oder barfuß durch knöcheltiefen Schlamm, während der monatelangen Trockenzeit hüllen sie sich selbst mit jedem Schlurfschritt (kaum jemand hebt hier die Füße) in eine Staubwolke, ebenso beim Kehren des Platzes vor ihrer Hütte. Doch genau wie unsere Schwesternschülerinnen, die glauben, sie seien nun etwas Besseres und es macht etwas her, den ganzen Tag in weißen Handschuhen durch die Gegend zu laufen, brauchen sie Handschuhe, bevor sie einen Besen auch nur in die Hand nehmen und einen Mundschutz, damit sie nicht im Staub ersticken. Es ist einfach absurd.
Irgendwann hat das Hospital von irgendwoher einen Rasenmäher geschenkt bekommen. Dieser muss natürlich genutzt werden, auch wenn das Ding dauernd kaputt ist, viel Zeit für die Reparatur aufgewändet wird und der Liter Benzin 2.100 Tsh kostet. Die hier übliche Methode Gras zu schneiden beherrschen schon die halbwüchsigen Jungen mit ihren sensenähnlichen Werkzeugen, es geht sehr zügig, die Flächen sehen ordentlich und gleichmäßig geschnitten aus und der Rasenmäher ist hier eigentlich ungeeignet und absolut überflüssig. Aber er ist nun mal da und unser fleißiger Arbeiter Kibohola führt ihn den staunenden Patienten natürlich nur allzu gern vor – doch nicht ohne seine spezielle Ausrüstung:
Ohne Lärm- und Atemschutz wird nicht gemäht
Die Leute hören hier gern und vor allem sehr, sehr laut Musik. Aus den Boxen donnert und dröhnt es, so dass im näheren Umkreis keine Unterhaltung möglich ist. Manchmal ist es wirklich unerträglich, vor allem dann, wenn die Beschallung von mehreren Seiten erfolgt und man sich offensichtlich in der Lautstärke überbieten möchte. Den Leuten gefällt es. Die Motorräder werden ordentlich aufgedreht, selbst dabei geht nichts ohne zusätzlichen Musiklärm aus angebauten Boxen. Man muss schließlich auf sich aufmerksam machen. Der Rasenmäher ist vergleichsweise leise aber dafür ist unbedingt Gehörschutz notwendig - und ein Mundschutz, das versteht sich von selbst.
B.
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