Donnerstag, 26. Januar 2012

Radikal

Die Bewohner dieses Hauses hatten sich beklagt, dass sie nachts von herabfallenden und auf das Dach knallenden Mangos aus dem Schlaf gerissen werden. Abgesehen davon, dass dies maximal 2 Monate während der Reifezeit der Mangos passiert, waren es lediglich 2 Äste des einst prachtvollen Mangobaumes, die auf das Dach ragten. Es wurde vereinbart, diese störenden Äste abzusägen. Aber wenn die Leute hier einmal eine Säge in die Hand nehmen, kennen sie kein Halten mehr. Das Ergebnis:

Damit der Baum auch richtig eingeht und keine Chance mehr zum Ausschlagen hat, wurde gleich noch zur Axt gegriffen und dem Stamm endgültig zugesetzt. Dieses Bild kann man übrigens überall in den Dörfern sehen.


Peter Hellmold kam auf seinem Heimweg gerade dazu, als auch der zweite und dritte Stamm bereits rabiat und stümperhaft gestutzter Bäume bearbeitet wurde und konnte diesem hemmungslosen Treiben gerade noch Einhalt gebieten.
Dieses in unseren Augen frevelhafte Vorgehen empfinden die Leute hier als normal – es gibt doch genügend Bäume! Und damit haben sie durchaus recht – auf dem Hospitalgelände gibt es - noch- genügend Bäume.
An den verstümmelt in den Himmel ragenden Baumresten stört sich ohnehin niemand, die gehen bald endgültig ein und können schließlich doch komplett umgehauen werden.
B.

Dienstag, 24. Januar 2012

Letzte Runde

Mit unserer letzten Besucherin verbrachten wir noch einmal ein paar Tage auf Zanzibar und haben Abschied von der Insel und dem Indischen Ozean genommen.

Abschiedsstimmung auf Zanzibar

Überhaupt war diese letzte – pannenfreie(!) - Fahrt von Dar es Salaam nach Lugala eine Abschiedstour. Ein letztes Mal haben wir bei Action Medeor Medikamente gekauft und bei den Kapuzinern in San Damiano übernachtet.


Für ihre herzliche Aufnahme und Hilfsbereitschaft haben wir uns mit einer Einladung zu einer kleinen geselligen Runde bedankt. Die Auswahl der Getränke überließen wir ihnen und mit Schmunzeln haben wir registriert, dass zum Abendessen mehr Bier und Wein auf den Tischen stand als ihre sonst so innig geliebte Cola. Das Eis zum Dessert war eine gelungene Überraschung.
San Damiano in Dar es Salaam

Letzte Zwischenstation zur Übernachtung war noch einmal die Tan-Swiss-Lodge in Mikumi mit Verabschiedung vom Inhaber Joseph, mit dem wir uns so oft über die Besonderheiten der tanzanischen Angestellten und ihren unglaublichen Einfallsreichtum beim Finden von Ausreden und den meist schwierigen und Geduld sowie Fingerspitzengefühl fordernden Umgang mit tanzanischen Behörden ausgetauscht haben. Auf der Fahrt durch den Park standen in der Abenddämmerung Giraffen, Elefanten, Zebras und Impalas in großer Zahl Spalier, als wollten auch sie uns „Kwa heri“ zurufen.
Sie haben Vorrang beim Überqueren der Straße

Am nächsten Morgen gab es einen kurzen Zwischenstop in Mangula in den Udzungwa-Bergen mit Verabschiedung von Josephine, einer liebenswürdigen und immer fröhlichen jungen Rezeptionistin-Barfrau-Kellnerin-Zimmermädchen, die einen richtig guten Service im Twiga-Hotel bietet und sich so schön freute, wann immer wir dort übernachteten.
Im SOLIDARMED-Büro in Ifakara gab es das nächste „Auf Wiedersehen“ und Dank für die hervorragende Zusammenarbeit, wie man sie sich nicht besser wünschen kann und vor allem natürlich bei Elisabeth Rotzetter, auch für ihre persönliche Fürsorge schon vor unserer Ankunft in Tanzania.

Am Kilombero erwartete uns eine beträchtliche Fahrzeugschlange und wir ahnten nichts Gutes. Auf der Fähre befanden sich Leute, doch sie fuhr nicht. Auf meine Frage an die Kassiererin, was denn das Problem sei, erhielt ich eine typisch tanzanische Antwort: Die Fähre ist ein „bisschen kaputt“ . Unangenehme Dinge werden hier immer umschrieben und niemals sagte man, dass ein Unglück passiert ist, obwohl genau dies geschehen war. Ob nun mit oder ohne Fährenbeteiligung - es gab 2 Tote, Polizei stand am Ufer und ein Wagen mit Särgen ebenfalls. Nachdem ein Verunglückter gefunden und abtransportiert war, verschwanden die Polizisten, man suchte zwar weiter, doch die Fähre wurde erst einmal wieder gestartet. Wir hatten abgeschätzt, dass es nach dieser Wartezeit von ca. 1,5 h mindestens eine weitere Stunde dauern würde, ehe wir auf die Fähre kämen, ununterbrochenen Betrieb vorausgesetzt. In diesem Gewächshausklima ist das nicht die reine Freude und so erzählte ich dem Wärter am Tor, dass wir gekühlte Medikamente im Auto transportieren, die so schnell wie möglich nach Lugala müssten, was ja auch stimmte. Natürlich kennen uns die Fährleute mittlerweile- so viele Wazungu fahren schließlich nicht in den Busch- und so wurde der Hospital-Landcruiser ganz nach vorn gewunken.
Zügig ging es auf der von den letzten Regenfällen aufgeweichten und von Fahrzeugen zerwühlten aber zwischenzeitlich gut getrockneten Piste bis Lugala. Einige intensive Sonnenstrahlen sind da schon sehr wirkungsvoll.
Nun wartet in den letzten 3 Wochen noch eine Menge Arbeit, der Jahresabschluss 2011 sowie die Vorbereitung des jährlichen Audits einen Tag vor unserer Abreise.

Und wir werden uns von allen Mitarbeitern und dem Hospital verabschieden, das uns in den beiden Jahren doch sehr an`s Herz gewachsen ist.
B.

Montag, 23. Januar 2012

Mafuta

"Mafuta” heißt sowohl Öl als auch Diesel und letzterer ist wie eine Art Zweitwährung, zumal hier in dieser landwirtschaftlich dominierten Gegend mit einigen Traktoren im Einsatz. Der Preis für Diesel ist in den vergangenen zwei Jahren von etwa 1.600 auf aktuell 2.400 Tsh/l (ca. 1,20 €) gestiegen und jeder Besitzer einer „shamba“ (Ackerfläche) versucht, irgendwie billig an Diesel zu kommen. Das Hospital verbraucht beträchtliche Mengen Diesel beim abendlichen Generatorbetrieb zur Stromerzeugung und lagert diesen im eigenen Tank. Bei Bedarf werden beide Generatoren mit zwei Kanistern aufgefüllt, die an einer Zapfsäule betankt werden. Diese Menge wird in ein Buch eingetragen- bei einer Kontrolle müsste also beides übereinstimmen - mittels Messstab gemessene Menge im Tank und in`s Buch eingetragener Verbrauch, zumal der Zapfhahn zweifach abgeschlossen ist und diese beiden Schlüssel sicher verwahrt werden.
Schon in der Vergangenheit war es zu unerklärlichen Differenzen bei der Kontrolle gekommen. Als im Februar des vergangenen Jahres eine Buchprüfung angekündigt wurde, haben wir sicherheitshalber wieder den Tankinhalt mittels Messstab nachgeprüft und mit unserem Buch verglichen: es fehlten über 400 (!) Liter und wieder keine Erklärung dafür...
Irgendwann in Laufe des Sommers wurde mir von einem (wohlgesinnten) Mitarbeiter dringend empfohlen, die Schlösser an der Zapfsäule auszuwechseln- eine Maßnahme, die man hier ohnehin halbjährlich/jährlich durchführen sollte. Wir haben auf Grund dieses Hinweises neue Schlösser gekauft und noch einmal den im Buch eingetragenen Verbrauch mit der manuellen Messung verglichen: wieder fehlten über 400 Liter. Offenbar existierte noch ein zweites Schlüsselpaar (oder Nachschlüssel) und es war mehr als einfach, während des abendlichen Generatorbetriebs sich die gewünschte Menge Diesel an der Zapfsäule abzufüllen.
Das Betanken der Kanister besorge ich immer selbst; einfüllen muss es der Mitarbeiter, der gerade für den Generatorbetrieb verantwortlich ist. Bei einer spontanen Kontrolle im Generatorraum habe ich dann einen vollen, nicht eingefüllten Kanister vorgefunden. Die Erklärung: die Generatoren seien voll gewesen (was sie auch waren) und der Kraftstoff sollte später nachgefüllt werden.... Der Diebstahl war ziemlich offensichtlich und hätte eigentlich mit der Entlassung geahndet werden müssen. Die Bereitschaft zu dieser Maßnahme war jedoch bei den „Entscheidungsträgern“ des Hospitals nur sehr gering und mir ist klar geworden, dass viele von diesem preisgünstigen Dieselbezug profitiert haben müssen. Als nämlich während der Erntezeit der Traktor des Hospitals an Mitarbeiter ausgeliehen wurde, hat nicht ein einziger nach Diesel nachgefragt und der Traktor war immer betankt....

Nach einigen Tagen habe ich festgestellt, dass sich jemand am Zählwerk der Zapfsäule zu schaffen gemacht hatte- die einzelnen Zahlenscheiben waren verdreht, gingen nicht mehr auf Null zu stellen und die Anzeige war ein bisschen unübersichtlich. Um dennoch die Kontrolle etwas zu verbessern, habe ich festgelegt, dass bei jedem Wechsel des Verantwortlichen für den Generatorbetrieb monatlich der Füllstand im Tank gemssen und vermerkt wird. 14 Tage später war der Messstab verschwunden. Daraufhin habe ich aus einem langen Stahlstab einen provisorischen Messstab gefertigt: die ‚Buchmenge‘ war der Nullpunkt, den haben wir markiert, 200 Liter abgefüllt, wieder markiert und diese Markierung auf den ganzen Stab übertragen. Das Abfüllen geschah mit zwei Kanistern, auf denen ein Strich/Eichmarke genau 20 Liter anzeigen sollte- hat man mir versichert...Nach fast zwei Jahren hier im Land ist man immer ein bisschen misstrauisch und eine Nachkontrolle hat ergeben, dass die Markierung nicht 20 Liter, sondern 25 Liter anzeigte. Wir hätten also mit jedem Kanister 5 Liter mehr als dokumentiert eingefüllt und das wäre dann wieder die „frei verfügbare Masse“ gewesen. Nun bin ich gespannt, ob ich in den wenigen verbleibenden Wochen noch eine weitere Überraschung erlebe....
P.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Fahrräder

Auch wenn überall zunehmend Motorräder durch die Gegend brettern, dominieren außerhalb der größeren Städte weiterhin Fahrräder das Bild auf der Piste. Nur mit Muskelkraft vorwärts bewegt, ist es nun einmal die preiswerteste Variante, sich selbst und alles was transportiert werden muss, ans Ziel zu bringen. Und so bleibt das Fahrrad (vorerst) das am weitesten verbreitete Transportmittel.
Dabei sind die klapprigen Räder mit den meist schmächtigen Fahrern oft abenteuerlich beladen und manchmal ist es erstaunlich, dass die Gefährte nicht unter der Last der Fracht zusammenbrechen.

Holzkohle

Ein Sack Reis wiegt 120 kg

Bananen und Ananas nicht viel weniger

Alles was man zum Leben braucht...

...und alles made in China

Materialfuhre - Dacheindeckung für die neue Hütte

Gangschaltung Marke Eigenbau

Krankentransport

Montag, 2. Januar 2012

Neujahrsgrüße

Für uns hat das Jahr 2012 schon 2 Stunden eher als in Deutschland begonnen. Silvester lief der Generator sogar bis Mitternacht und alle konnten das neue Jahr auf hell erleuchtetem Hospitalgelände begrüßen. Pünktlich zum Jahreswechsel gab es statt Feuerwerk ein heftiges Gewitter und leider auch sehr starken Regen, so dass wir unsere Himmelslaternen mit guten Wünschen für das neue Jahr nicht aufsteigen lassen konnten.

Alles Gute für 2012, Gesundheit, Freude an großen und kleinen Dingen sowie Gelingen und Glück in allen Lebenslagen wünschen

Beate & Peter