Nach dem anstrengenden Flug, fand ich, hatte ich mir ein Stück Kuchen und eine Eiskugel verdient. :-)
Am nächsten Tag machten wir uns nun auf den Weg nach Lugala. Der Straßenverkehr erwies sich als echtes Abenteuer und zugegebenermaßen auch als risikoreich. Ich war jedenfalls froh, als wir zunächst unser Zwischenziel erreichten - den Mikumi-Nationalpark.
Durch diesen führt eine Schnellstraße und das ist sie in den Augen der tansanischen LKW-Fahrer leider auch wortwörtlich. Die Tiere stehen direkt neben und aufgrund des Seitenwechsels auch mitten auf der Fahrbahn. Die meisten Fahrer brettern mit ihren bremsschwachen Fahrzeugen durch den Park – nur interessiert am schnellen Ankommen, aber nicht am Überleben der Tiere.
Wenden wir uns aber wieder den schönen Dingen zu – dem Anblick der friedlich futternden Tiere, die sich auch auf 3m Entfernung nicht stören und bereitwillig von uns fotografieren ließen.
Elefanten an der Straße
Am darauf folgenden Tag hatten wir beim Besuch des Mikumis Glück. Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Nilpferde, Affen – alle konnten wir aus nächster Nähe bestaunen.
neugierige Giraffen und Zebras
Viele Tiere hatten Junge, dessen niedlicher Anblick vor allem bei Mutti zu freudigen Jauchzern führte.
Nach diesem Zwischenaufenthalt ging es nun wieder über Straßen, die bei uns als schlechte Feldwege ausgewiesen sind und max. mit 30km/h befahren werden. Hier donnert man sie eben mit 80km/h lang…wieder war ich froh, abends gut angekommen zu sein – nun endlich in Lugala.
Ich weiß gar nicht so recht, was ich erwartet hatte. Fest stand: wir sind wirklich im afrikanischen Busch gelandet.
Das Erste, was mir in den Sinn kam, beim Anblick der Hütten, war: Das sieht hier ja aus wie in der Steinzeit. Lehmhütten mit Strohdach, davor die Feuerstelle. Hühner laufen wirklich überall lang. Vereinzelt gibt es kleine Steinhäuschen. Das war’s. Im krassen Gegenteil dazu steht, dass hier jeder, ob er es sich leisten kann oder nicht, ein Handy hat. Es gibt bunte Tücher und Kleider, Gummistiefel und Plastikeimer. Aber alle leben im Dreck.
Lehmhütten in Lugala
Wenn die Leute etwas brauchen, gehen sie in die – für sie – große Stadt, also ins Nachbardorf Malinyi. Hier gibt es zumindest einen „Markt“, eine „Ladenstraße“ und sogar eine Bar.
Shoppingmeile und Bar in Malinyi
Täglich brachte ich meinen Spießrutenlauf hinter mich – der Weg von unserem Wohnhaus zum Krankenhaus. Es sind gerade einmal 200 Meter. Aber auf diesen 200 Metern wurde ich durchleuchtet und angestarrt, als wäre ich gerade vom Mond gelandet. Gut, Weiße kennen sie hier schon. Aber eine mit blauen Krücken und roten Reflektoren – das war etwas Neues. An die Blicke habe ich mich bis jetzt, nach einer Woche Lugala, nicht gewöhnt. Schnell hatte sich überall herum gesprochen, dass ich da bin. Täglich standen neue Menschen vorm Krankenhaus und erwarteten mich mit ihren neugierigen Blicken.
Aber sonst kann man sich mit den Gegebenheiten doch anfreunden, solange man nicht weiter darüber nachdenkt, dass man weit abgeschnitten ist und sich in einer ganz anderen Welt befindet.
Die Menschen hier sind nett, haben aber merklich eine andere Mentalität. Mit alten Autobatterien wird überlaut Radio gehört. Im Krankenhaus brennt die ganze Nacht Licht trotz Schlafenszeit. Tanks werden leer gefahren, die Fahrzeuge einfach wieder abgestellt. Charles gießt im Überfluss die Blumen. Alles wird verbraucht, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was passiert, wenn’s denn mal alle ist. Alles was da ist, wird auch verbraucht. Das Wort „Planung“ findet hier keine Kenner und Freunde.
Zum Mittag gab es bei uns das, was angeboten wurde. Mal kommt jemand mit (gerade geschlachtetem) Rindfleisch vorbei, der Nächste bringt ein (noch lebendes) Hühnchen mit oder hat frisch gefangenen Wels im Angebot. Es gibt Reis, Kartoffeln und einige tansanische Beilagen. Obst und Gemüse gibt es auch. Darüber müssen wir uns keine Gedanken machen - die Menschen hier aufgrund ihrer Armut natürlich schon. Etwas hartes Fell muss man schon haben, um sich das jeden Tag angucken zu können.
Morgen reisen wir nun ab aus Lugala und verbringen noch ein paar Tage auf Sansibar zur Erholung. Die Fahrt von Lugala, zunächst zurück nach Dar Es Salaam, dauert länger als der Flug von Deutschland nach Tansania…
Während ich nun hier sitze und schreibe, kam noch jemand zu Besuch – für mich, er wollte mich kennen lernen. Nach etwas Verwunderung, wer mich denn hier besuchen will, stellte sich heraus, dass es sich um den örtlichen „Polisi“ handelt. Wie unterhielten uns über unsere Arbeit, stellten fest, dass unsere beiden Länder grundverschieden sind und verabschiedeten uns. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen, auch mit allen anderen.
Claudia
Ihr Lieben,
AntwortenLöschenlängst wollten wir uns mal wieder melden, auch fragen, ob denn Claudia tatsächlich im Mai (sollte es doch eigentlich sein, oder?) da war, doch diese Neugier ist ja nun mit dem ausführlichen Bericht von Dir, liebe Claudia, gestillt. Wir wünschen Euch Dreien noch eine schöne Zeit miteinander und grüßen herzlich
Jutta & Ingo
ps: Am Samstag haben wir "100 Jahre Baumgartenstrasse" gefeiert und Euch sehr vermißt!!!
ps: gebe Euren blog an Lena weiter, die Euch herzlich grüßen läßt. J.
AntwortenLöschenNa, mal sehen, ob wir die Erfahrungen auch mal sammeln können. Wir wünschen euch noch schöne gemeinsame Tage. Viele Grüße MuV und Jonas
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