Zwischen 06.00 und 07.00 Uhr geht die Sonne auf, jahreszeitliche Unterschiede gibt es ein paar Grad südlich des Äquators nicht – und deshalb ist es auch jeden Tag 19.00 Uhr wieder dunkel. Nach diesem täglich gleichen Verlauf richten sich die Zeitangaben in Tanzania. Natürlich hat auch hier ein Tag 24 Stunden, doch beginnt die Stundenzählung des Tages zum Sonnenaufgang mit Stunde 0 bzw. weil es das Ende der Nacht ist, nach Stunde 12. Nach unserer Zeitrechnung ist es dann 06.00 Uhr. So werden die 12 Stunden des Tages bis zum Einbruch der Dunkelheit gezählt und wiederum mit Stunde 0, bzw. 12 beginnt die Nacht, also 18.00 Uhr MEZ. Wenn notwendig, folgt zur eindeutigen Zeitangabe der Zusatz siku für tags und usiku für nachts, wie im Englischen mit a.m. und p.m.
Damit noch nicht vertraut, hatte uns der schon bei der Anmeldung nach Deutschland übermittelte Stundenplan der Sprachschule verblüfft – der Unterricht begann täglich SAA 02.00. Darauf konnten wir uns zunächst keinen Reim machen, denn auch die nachfolgenden Pausen- und Endzeiten passten natürlich nicht in unser MEZ-Schema. Wir fanden es sehr ungewöhnlich, SAA 04.00 zur Frühstückspause zu gehen, SAA 06.30 von Mittagessen zu sprechen und SAA 10.00 Schulschluss zu haben.
Inzwischen schon Geschichte: Ankündigung der Übertragung des WM Halbfinalspiels ...
für uns war es 21.30 Uhr.
Wenn hier Verabredungen getroffen werden, macht man das mit den Einheimischen grundsätzlich nach Kiswahili – Zeiten, etwas anderes kennen sie schließlich nicht.
Besuchszeiten zur Versorgung der Patienten
an die sich die Angehörigen so ungefähr halten, da es schließlich morgens, mittags und abends die üblichen Essenszeiten sind.
Im Hospital werden Termine im Allgemeinen mit den uns geläufigen MEZ-Angaben vereinbart, denn das HMT – Hospital Management Team, dem auch wir angehören, spricht englisch.
Es gibt im ländlichen Sprachgebrauch einige für uns amüsante Umschreibungen für Zeitangaben, die nach den üblichen Aktivitäten zur jeweiligen Tageszeit benannt werden, wie „bring die Herde auf die Weide“ (gegen 08.00 Uhr), „bring die Herde nach Hause“ (spätestens 17.00 Uhr), „ist das ein Mensch oder was ist das?“ bezeichnet man die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit, wenn man kaum etwas erkennen kann oder „der Topf steht auf dem Feuer“, dann ist es gegen 19.00 Uhr, wenn das Abendessen gekocht wird.
Schon diese vagen Deutungen zeigen, dass Zeitangaben hier eigentlich nichts wert sind oder bestenfalls der groben Orientierung dienen. Ist für 13.00 Uhr ein HMT-Meeting vereinbart, beginnt es niemals vor 14.00 Uhr, irgendwann trudeln alle ein und das endlose Palaver beginnt. Für uns war das eine große Umstellung, vor allem für den Pünktlichkeitsfanatiker vom Rechnungshof.
Zeit spielt für einen Tanzanier keine Rolle. Eine Uhr hat ohnehin kaum jemand und Zeit haben hier alle, wenn auch sonst nichts weiter - im Überfluss.
Ja,zum Teil sind die Afrikaner beneidenswert, uns läuft immer die Zeit davon. Nur eins haben wir gemeinsam,unsere Tiere bestimmen auch den Tagesablauf. Man soll ja immer gegenseitig voneinander lernen, vielleicht bringt ihr ein wenig Ruhe und Gelassenheit mit nach Deutschland zurück. Weiterhin alles Gute MuV
AntwortenLöschenSeid gegrüßt (wir kennen uns, wenn ich das richtig sehe, von Michaels Geburtstag. Wir haben 4 Jahre in Tansania gelebt).
AntwortenLöschenEs ist schön, in eurem Blog zu stöbern, die Adresse habe ich von Michael. "Unser" Land kommt zurück und wird angereichert durch neue, ländliche Erfahrungen. Schön geschildert die Probleme mit der Zeit, die ja doppelt sind: einmal sich an die Tages- und Nachtgleiche bei den Uhrzeitangaben zu gewöhnen und dann auch noch an die vage Vorstellung von Zeit. Davon kriegt man keinesfalls Stresssymphtome und Magengeschwüre.
Freue mich, weiter zu stöbern. Grenzt der Ort noch an den Mikumi-Park?
Mein Blog findet ihr unter www.andere-welten.net.
Mit besten Grüßen nach Tansania
Reinhold Einloft