Erste Station mit Übernachtung war Morogoro. Am Morgen vor der Weiterfahrt hatten wir einen Termin bei unserem Lieblingsinder - keineswegs ein gutes Restaurant sondern eine Toyoto-Werkstatt mit excellentem Service, die wir allerdings leider schon viel zu oft aufsuchen mussten. Unser Landcruiser ist ein wirklich robustes Fahrzeug aber nach 13 Jahren sind Verschleißteile nun einmal verschlissen und die Mensch und Material alles abverlangenden Pistenfahrten tragen zur Überbeanspruchung bei. Als wir das Fahrzeug im vergangenen Jahr übernommen hatten, war die angebliche Generalüberholung ganz offensichtlich auch nur auf dem Papier erfolgt. Nach dem diesmal auf dem Programm stehenden Zahnriemenwechsel ging es weiter nach Dar.
Neben Büromaterial, Autoersatzteilen, Schlüsselduplikaten und allerlei Kleinkram sind vor allem Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial zu besorgen. Hierfür kann man zwar die Bestellung per E-Mail an den Krankenhausversorger MSD (medical stores department) senden und angeblich ist nach 10 Tagen alles versandfertig verpackt, doch das hat noch nie geklappt und wird in dieser staatlichen Einrichtung auch niemals klappen. Erst wenn man dort mit der Bestellliste erscheint und an der Reihe ist, wird mit der Bearbeitung begonnen. Eine freundliche Mitarbeiterin tippt die Bestellnummern, obwohl vorab als Excel-Liste gesendet, in ihren PC, man wird in einen auf eisige Temperaturen gekühlten Raum mit tanzanischem Fernsehprogramm geleitet und sehr freundlich gebeten zu warten. Reichlich Lesestoff sollte man dabei haben.
Viele Mitarbeiter tragen irgendwelche Formulare im tanzanischen Bummelschritt hin und her und scheinen sehr geschäftig. Bis endlich alle Medikamente zusammengesucht sind, vergehen 2-3 Stunden. Die Packer werfen viereckige Schachteln und runde Dosen durcheinander in große Kartons und lächeln freundlich, wenn man beim platzsparenden Stapeln behilflich ist. Nun darf man das Auto auf`s Gelände fahren und es erstaunt mich immer wieder, dass tatsächlich alles hineinpasst. Am Ende bekommt man neben Lieferschein und Rechnung auch eine Liste mit den nicht erhältlichen Medikamenten und Verbrauchsmaterialien. Mit der geht es dann am Nachmittag oder nächsten Tag zu Action Medeor, dem etwas teureren Anbieter, bei dem meist der Rest erhältlich ist.
Die MSD-Prozedur ist Angelegenheit des Apothekers, Peter hat dafür extra eine Berechtigungskarte und ich habe das nun auch schon zur Genüge erlebt. Wie schon beim letzten Mal hatte ich mir die Innenstadtziele vorgenommen und wollte eigentlich mit dem City-Bus fahren. Doch die sind morgens Richtung Innenstadt selbst für afrikanische Verhältnisse hoffnungslos überfüllt und halten nicht einmal an. Mit dem Taxi wäre es ebenso zwecklos, man steht ohnehin nur im Stau und zu Fuß gibt es einige Abkürzungen. Also gehe ich mit einem Bündel Geld im Rucksack quer durch Kariakoo, das eng bebaute und dichtbesiedelte Viertel der Einheimischen. Vor einem Jahr hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht. Nach ca. 40 min bin ich schon jm Computergeschäft. Selbst das einfache Kaufen des Toners für den Kopierer dauert mindestens eine halbe Stunde. Freundlich wird man gebeten, erst einmal Platz zu nehmen. Jeder Verkäufer scheint für ein anderes Produkt verantwortlich zu sein und so warte ich geduldig bis der Toner-Fachmann kommt. Inzwischen ist es mir kalt geworden, denn in allen Läden wird auf gefühlte Wintertemperatur gekühlt. Nachdem der nette Herr meinen Wunsch entgegengenommen hat, schickt er einen Helfer ins Lager, der für ca. 15 min verschwindet und dann mit einem Doppelpack wiederkommt. Er offeriert es als günstigeres Angebot und selbst wenn es nicht so wäre, hätte ich es genommen, wer weiß ob er eine Einzelpackung gefunden hätte. Das Bild gleicht sich in fast allen Innenstadtläden: zuvorkommende Verkäufer, ausnahmslos indischer Abstammung, einheimische Laufburschen (mir fällt auf, dass dieses Wort bei uns gar nicht mehr gebräuchlich ist, weil es wohl auch diese Spezies nicht mehr gibt), übermäßig tief gekühlte Räume und Sitzgelegenheiten für die Warterei. Mit dem Toner im Gepäck geht es weiter zu diversen Medizinprodukteanbietern und Laborausstattern, bei jedem bekomme ich etwas von meiner Liste. Die Wartezeit bietet Gelegenheit das jeweiliege Angebot zu studieren, etliche Produkte kommen aus Deutschland, die für höchste Qualität bekannt und hier sehr begehrt sind. Sogar aus dem Ilmkreis habe ich etwas entdeckt.
Beim Büroausstatter kaufe ich die vielen Kleinigkeiten, Stifte, Stempelkissen, Heftklammern usw. Zum Schlüsseldienst geht es auch noch, ebenso in ein Wechselbüro (wenn Besucher kommen, wird für Bekannte aus Lugala immer mal etwas Geld mitgegeben, welches wir dann umtauschen). Inzwischen ist es Nachmittag und ich gönne mir ein Eis. Der Rückweg ist ziemlich beschwerlich, die Sonne brennt, es ist heiß, staubig, eng und laut. Stromausfälle sind hier üblich und so dröhnt vor jedem Laden ein Generator, dazu der unablässig dichte Verkehr mit schwarzen Rußwolken aus überwiegend uralten Dieselmotoren.
Irgendwann am Nachmittag treffen wir uns bei den Capuzinern in unserer Unterkunft während der Aufenthalte in Dar. Es ist eine Oase mitten in der Stadt, in der wir unser Stammzimmer haben und uns am Ende eines solchen Tages richtig heimisch fühlen. Auch unser stets bis unters Dach und manchmal auch darüber voll beladenes Auto steht hier sicher.
Am Ende aller Erledigungen für das Hospital, zu denen uns stets noch per sms gesendete Wünsche erreichen, fahren wir zum Einkauf unserer persönlichen Dinge und tauchen für kurze Zeit in eine europäische Supermarktwelt ein.
Diese Fahrten nach Dar es Salaam sind zwar willkommene Abwechslung aber letztendlich mehr strapaziöse Notwendigkeit als Vergnügen.
B.
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