3 Tage wurden die Feierlichkeiten vorbereitet, dafür muss man sich schließlich Zeit nehmen. Da so ein Fest auch Geld kostet, hatte der Finanzverwalter ebenfalls einen Beitrag zu leisten- 100.000 Tsh aus der Hospitalkasse waren angemessen. Man sagte, für einen geringen Teil des Geldes werden kleine Geschenke für die Patienten gekauft.
Wir waren gespannt, wie dieser Tag ablaufen würde.
Es wurde ein Zeitplan ausgehändigt, über den minutiös geplanten Ablauf haben wir uns amüsiert. Pünktlich 14.00 Uhr war Treffpunkt in der Kirche, die übrigens nicht nur Gottesdiensten sondern auch Mitarbeiter- und Gewerkschaftsversammlungen oder als Schulungsraum dient.
Gegen 15.30 Uhr trudelten so nach und nach alle ein. Der dienstälteste Pfleger erinnerte mit wenigen Worten an den Anlass der Veranstaltung und informierte kurz über das Programm, dann ging es los. Die Schwesternschülerinnen zogen mit Kerzen und Gesang durch die Krankenzimmer, vornweg die Darstellerin der Florence Nightingale, es folgten die „alten“ Nurses, angeführt von Mama Chogo.
Auf mitgeführten Plakaten fordern sie gleichen Gesundheitsservice für alle.
Florence Nightingale mit künftigen "Nachtigallen"
Jedem Patienten wurde ein Stück Seife überreicht. Die meisten waren über die Zeremonie einigermaßen verwundert, freuten sich aber über Gesang und Geschenk, schließlich widerfährt ihnen soetwas wohl nicht noch einmal.
Nächstes Ziel war das Gelände der Schule, bunt dekoriert, mit Kunstblumen, Girlanden und Luftballons, wie man es hier mag. Dieser Teil des Festes begann sehr enrnsthaft. Einer der Krankenpfleger würdigte die großen Verdienste der Florence Nightingale. Während des Krimkrieges hatte sie sich für einen funktionierenden Krankenhausbetrieb eingesetzt, um kranke und zum Teil schwerstverwundete englische Soldaten zu behandeln und zu versorgen. Dank Wikipedia waren wir darüber inzwischen bestens informiert.
Mama Chogo verlas einen Eid, den die Krankenpfleger und -schwestern vor ihr stehend gemeinsam wiederholten. Einige waren so aufgeregt, dass ihnen die Hand dabei zitterte.
Sie schwören, jederzeit ihr Bestes für die Patienten zu geben und alles für deren Wohl tun
Auf dem Weg zu ihren Plätzen waren alle schon wieder gelöst. Man geht hier nicht einfach zu seinem Platz, sondern alle tänzeln hüftschwenkend unter Musikbegleitung zurück. Es folgten etliche Grußworte, auch Peter wurde vorher um eines gebeten. Wir hatten seine kurze Ansprache in Kiswahili übersetzt. Die Aussprache einiger bis dahin unbekannter Wörter klang zwar etwas holperig, aber allein dafür, dass er sich diese Mühe gemacht hatte, war einen Extrabeifall wert. Zwischendurch donnerten die Boxen, Max Chogo, unser Röntgenbildner und Neffe der Matron, führte durch das Programm und bewies wieder einmal sein Talent zum Entertainer.
Nun waren die Schülerinnen an der Reihe, zunächst mit ihrer hinreißenden Ngoma – Trommeln, Tanz, Gesang. Einige hatten ein Theaterstück zum Thema Hospitalalltag einstudiert und führten es nun auf. Interessant für uns war, dass sie ihre eigenen Schwächen offensichtlich ganz genau kennen und diese auf`s Korn genommen haben.
Eine sterbenskranke Patientin kommt mit ihren beiden demütigen Begleiterinnen zum Hospital. Ihre „Hodi-hodi“ -Rufe werden ignoriert, die beiden Damen in der Aufnahme sind in eine private Unterhaltung vertieft. Auf nochmaliges Rufen folgen barsche Töne, letztendlich wird das Trio in`s Arztzimmer geschickt. Der Doktor hat ein neues Handy und muss sich natürlich erst einmal ausgiebig seinem neuen Spielzeug widmen. Dabei stören Patienten doch nur. Seine Assistentin schickt die jammernde und sich vor Schmerzen krümmende Patientin erst einmal in`s Labor. Dort herrscht man sie an, sie solle sich nicht so haben, packt sie immerhin auf eine Liege- und lässt sie dort liegen. Es gibt schließlich wichtigeres, z.B. die Pause, die hier nicht selten über eine Stunde dauert. Das Ganze folgte noch einmal mit ausgewechseltem medizinischen Personal und: alle überschlugen sich mit freundlichen und tröstenden Worten, sofortiger Untersuchung und Medikamentengabe, Hilfe und Zuwendung. Ganz schnell war die Patientin wieder auf den Beinen. Der behandelnde Arzt im 2. Teil hatte auch einen Namen bekommen: Makassy. Er ist bekannt dafür, dass er sich ganz besonders um seine Patienten kümmert. Die anderen blieben anonym, solches Personal gibt es schließlich in Lugala nicht.
Schauspieler sind sie hier ja eigentlich alle, aber bei dieser Aufführung haben einige ihre Rollen wirklich sehr überzeugend gespielt.
Wie bei jeder Feier gab es natürlich auch noch Kulinarisches: Kuku (Hühnchen) und Soda (wie hier alle süßen Brausen zusammenfassend bezeichnet werden). Alle knabberten zufrieden an ihren Hühnerknochen herum und ließen sich noch eine Weile aus dröhnenden Boxen beschallen.
Die einsetzende Dunkelheit ist das Signal für den Aufbruch.
B.
Hallo! Ein sehr interessanter Artikel, danke schön! Herzliche Grüße, Sonja
AntwortenLöschen