Unsere Arbeit im Hospital ist eine Mischung aus Finanzmanagement und Verwaltung, beides war bisher nur in Ansätzen vorhanden- es ist einfach niemand da, der sich ernsthaft für die Finanzen des Hospitals interessiert. Mr. Njaala ist ein sehr gewissenhafter Buchhalter, dessen Kasse immer stimmt, doch er hatte keine Kompetenz, Ausgaben zu verhindern, auch wenn sie noch so fragwürdig sind. Er ist froh, dass ihm das vorerst jemand abnimmt.
Die Schulden fressen uns die Haare vom Kopf
Mr. Njaala im Büro des Verwalters
Man wusste zwar schon, dass dem Hospital permanent Geld fehlt und es praktisch immer pleite ist, doch als der Arzt Dr. Peter (Hellmold) vor genau einem Jahr nach Lugala kam und das Personal auf diese Misere aufmerksam machte, war man ganz erstaunt. Alle dachten, er bringe doch das Geld aus Europa mit.
Seit 14 Tagen sind wir damit beschäftigt, uns einen Überblick über sämtliche Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen, um beides in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Nach einigem Hin- und Herrechnen haben wir festgestellt, dass dem Hospital monatlich über 3 Mio Tanzanische Shilingis (ca.1600 Euro) fehlen. Für deutsche Verhältnisse ist das nicht viel – für das Hospital sehr viel Geld und bedeutet: ohne finanzielle Veränderungen sind wir in 8 Monaten endgültig pleite.Deshalb erhoffen sich alle von unserem Einsatz einen besseren finanziellen Status für das Krankenhaus (am Ende natürlich auch für sich selbst). Geordnete finanzielle Strukturen sollten es ermöglichen, auch mehr Geld vom Staat einzufordern, was diesem Krankenhaus durchaus zusteht.
Das Hospital erhält Zuwendungen von verschiedenen Stellen aus Europa, den USA und der eigenen Regierung. Jeder verlangt natürlich ordentliche Verwendungsnachweise, das ist nicht anders als in Deutschland, nicht so detailliert und mit recht großzügiger Auslegung, dafür mit anderen Schwierigkeiten: außer für den Medikamenteneinkauf, der in Dar es Salaam über ein Eurokonto abgewickelt wird, gibt es keine Banküberweisungen. Alles wird cash bezahlt. An afrikanische Rechnungen darf man dabei natürlich keine deutschen Maßstäbe setzen…
Ein Beispiel: Von 2007-2009 wurden 4 neue Wohnhäuser für Angestellte gebaut. Die Fundis (Handwerker) schreiben auf einen Zettel, was ihrer Meinung nach für ihre Arbeiten bezahlt werden sollte. Diese „Rechnungen“ -wie hoch der Betrag auch gewesen sein mag - wurden bisher anstandslos bezahlt, es geht alles bar über den Tisch, es gibt eine Unterschrift - das genügt.
Dabei ist diese Geschichte für das Hospital noch gut gelaufen, die Häuser stehen tatsächlich auf dem Compound und werden von Angestellten bewohnt. Wieviel Geld am Ende wirklich verbaut wurde, spielt keine Rolle. In Tanzania wäre es durchaus auch denkbar, dass keine Häuser dastehen und das Geld trotzdem verbraucht wurde.
Information am Schwarzen Brett
So haben wir jedenfalls eine uns wohlbekannte Aufgabe übernommen. Dazu müssen statistische Auswertungen nach Vorgaben der WHO eingereicht werden, u.a. über Kindersterblichkeit, gestaffelt nach Altersgruppen, HIV, Tb oder Malariaerkrankungen. Abgesehen von den traurigen Tatsachen und den Schicksalen, die sich dahinter verbergen, ist dies eine schöne Aufgabe für mich. Außerdem werde ich die Bibliothek in Ordnung bringen und wir wollen einige Abläufe anders organisieren, z.B. in der Patientenaufnahme oder in unserem Fuhrpark. Doch wir wollen ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, deshalb immer polepole, moja kwa moja (ganz langsam, Schritt für Schritt).
In den nächsten Wochen und Monaten haben wir gut zu tun.
Besonders gut gefällt mir "Mama Beate" :-)
AntwortenLöschenEuer Leben ist wahrlich nicht langweilig... Wir wünschen weiter alles Gute und hoffen, Peter ist wieder richtig fit!
AntwortenLöschenregengraue Grüße aus der documenta-Stadt
Jutta & Ingo
Gruß von Jochen!
AntwortenLöschenDer Garten und das Haus ist in Ordnung.
Er wünscht Euch alles Gute !
Viele Grüße Utta