Freitag, 21. Mai 2010

Überstunden


Die letzten Arbeitstage waren außergewöhnlich lang. Ab dem zweiten Halbjahr wollen wir in Lugala ein Programm für die Finanzbuchhaltung einführen, welches die Schweizer Hilfsorganisation SolidarMed nutzt und das in den von ihr unterstützten Einrichtungen in insgesamt 5 afrikanischen Ländern ebenfalls angewendet werden soll. Dazu gehört das Hospital in Lugala.

Die Leiterin des SolidarMed – Büros in Ifakara und der Buchhalter waren seit Montag hier, wir haben unsere scheinbar unendlich vielen Konten- und Kostenstellen mit den entsprechenden Nummern in die Struktur des vorgegebenen Kontenplanes eingebaut. Außerdem musste das Budget für das zweite Halbjahr zur Verwendung der Mittel aus Übersee, die übrigens fast ausschließlich für HIV/AIDS- Projekte zur Verfügung stehen, geplant werden und es gab diverse andere Themen abzustimmen. So sind wir in den letzten Tagen tatsächlich erst weit nach Einbruch der Dunkelheit, gegen 20.30 Uhr, nach Hause gegangen und wussten es umso mehr zu schätzen, dass wir uns um Haus und Garten nicht zu kümmern brauchen. Zur Mittagspause stand das Essen fertig auf dem Tisch, so wie jeden Tag und abends ist alles geputzt und aufgeräumt.

Über das Pfingstwochenende fahren wir nach Dar es Salaam, werden allerdings den kompletten Samstag im Auto verbringen. Die Fahrt hat einen bestimmten Grund, Dienstagabend landet ein Vertreter des Leipziger Missionswerkes in Dar, den wir vom Flughafen abholen. Mittwoch geht es morgens zeitig zurück nach Lugala.

Viel Zeit für Privates wird nicht bleiben, unsere Erledigungsliste ist lang. Wir verbinden die Fahrt mit der Vorstellung bei msd (medical store department) und action medeor, von dort bezieht das Hospital sämtliche Medikamente, außerdem müssen Papier, Druckerpatronen, Vouchers für die dienstlichen Mobiltelefone u.a. gekauft werden, alles in ganz bestimmten Geschäften, bei denen man brauchbare Quittungen für die Abrechnung bekommt.

Auch unsere eigene Einkaufsliste ist lang und so werden wir dem größten Supermarkt der Stadt einen Besuch abstatten.

Gestern sind unsere letzten Möbel eingetroffen, die Straßenverhältnisse lassen solche Transporte inzwischen wieder zu. Nun können wir den Rest aus Kisten und Kartons auspacken, Regale einräumen und jederzeit Gäste empfangen. Karibu Lugala!

Wir wünschen allen ein schönes Pfingstfest!

Donnerstag, 13. Mai 2010

Unsere Arbeit im Hospital

Nach unserem Sprachkurs erleben wir nun unseren Arbeitsalltag in Lugala und wir haben uns erstaunlich schnell eingelebt. Das liegt wohl auch daran, dass die Leute hier ausgesprochen offen und kommunikationsfreudig sind. Dazu kommt, dass Lugala weit abseits der großen Städte liegt, Kriminalität keine große Rolle spielt und man sich vollkommen normal und uneingeschränkt bewegen kann.

Unsere Arbeit im Hospital ist eine Mischung aus Finanzmanagement und Verwaltung, beides war bisher nur in Ansätzen vorhanden- es ist einfach niemand da, der sich ernsthaft für die Finanzen des Hospitals interessiert. Mr. Njaala ist ein sehr gewissenhafter Buchhalter, dessen Kasse immer stimmt, doch er hatte keine Kompetenz, Ausgaben zu verhindern, auch wenn sie noch so fragwürdig sind. Er ist froh, dass ihm das vorerst jemand abnimmt.

Die Schulden fressen uns die Haare vom Kopf

Mr. Njaala im Büro des Verwalters

Man wusste zwar schon, dass dem Hospital permanent Geld fehlt und es praktisch immer pleite ist, doch als der Arzt Dr. Peter (Hellmold) vor genau einem Jahr nach Lugala kam und das Personal auf diese Misere aufmerksam machte, war man ganz erstaunt. Alle dachten, er bringe doch das Geld aus Europa mit.

Seit 14 Tagen sind wir damit beschäftigt, uns einen Überblick über sämtliche Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen, um beides in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Nach einigem Hin- und Herrechnen haben wir festgestellt, dass dem Hospital monatlich über 3 Mio Tanzanische Shilingis (ca.1600 Euro) fehlen. Für deutsche Verhältnisse ist das nicht viel – für das Hospital sehr viel Geld und bedeutet: ohne finanzielle Veränderungen sind wir in 8 Monaten endgültig pleite.Deshalb erhoffen sich alle von unserem Einsatz einen besseren finanziellen Status für das Krankenhaus (am Ende natürlich auch für sich selbst). Geordnete finanzielle Strukturen sollten es ermöglichen, auch mehr Geld vom Staat einzufordern, was diesem Krankenhaus durchaus zusteht.

Das Hospital erhält Zuwendungen von verschiedenen Stellen aus Europa, den USA und der eigenen Regierung. Jeder verlangt natürlich ordentliche Verwendungsnachweise, das ist nicht anders als in Deutschland, nicht so detailliert und mit recht großzügiger Auslegung, dafür mit anderen Schwierigkeiten: außer für den Medikamenteneinkauf, der in Dar es Salaam über ein Eurokonto abgewickelt wird, gibt es keine Banküberweisungen. Alles wird cash bezahlt. An afrikanische Rechnungen darf man dabei natürlich keine deutschen Maßstäbe setzen…


Handwerkerrechnung

Ein Beispiel: Von 2007-2009 wurden 4 neue Wohnhäuser für Angestellte gebaut. Die Fundis (Handwerker) schreiben auf einen Zettel, was ihrer Meinung nach für ihre Arbeiten bezahlt werden sollte. Diese „Rechnungen“ -wie hoch der Betrag auch gewesen sein mag - wurden bisher anstandslos bezahlt, es geht alles bar über den Tisch, es gibt eine Unterschrift - das genügt.

Dabei ist diese Geschichte für das Hospital noch gut gelaufen, die Häuser stehen tatsächlich auf dem Compound und werden von Angestellten bewohnt. Wieviel Geld am Ende wirklich verbaut wurde, spielt keine Rolle. In Tanzania wäre es durchaus auch denkbar, dass keine Häuser dastehen und das Geld trotzdem verbraucht wurde.


Information am Schwarzen Brett

So haben wir jedenfalls eine uns wohlbekannte Aufgabe übernommen. Dazu müssen statistische Auswertungen nach Vorgaben der WHO eingereicht werden, u.a. über Kindersterblichkeit, gestaffelt nach Altersgruppen, HIV, Tb oder Malariaerkrankungen. Abgesehen von den traurigen Tatsachen und den Schicksalen, die sich dahinter verbergen, ist dies eine schöne Aufgabe für mich. Außerdem werde ich die Bibliothek in Ordnung bringen und wir wollen einige Abläufe anders organisieren, z.B. in der Patientenaufnahme oder in unserem Fuhrpark. Doch wir wollen ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, deshalb immer polepole, moja kwa moja (ganz langsam, Schritt für Schritt).

In den nächsten Wochen und Monaten haben wir gut zu tun.

Samstag, 1. Mai 2010

Tujifunza Kiswahili shuleni ya lugha katika mji Morogoro – Wir lernen Swahili an der Sprachschule in Morogoro

Wie übersetzt man: nilikusalima, wajisikiaje; rafiki yangu, rafiki yako, rafiki yake? Mit: Ich hatte dich gegrüßt, Wie fühlst du dich?; mein, dein, sein Freund, dazu alle Sätze im Aktiv, Passiv oder Imperativ, Frage- und Antwortsatz, das Ganze in Einzahl und Mehrzahl sowie verschiedenen Zeitformen usw.

Das ist unsere Beschäftigung von 8. 00 bis 12.00 Uhr und noch einmal von 14. 30 bis 16. 00 Uhr. Ein Lehrer für uns beide und wenn dann Schluss ist, sind wir auch erst einmal am Ende. Abends gibt es noch Hausaufgaben und wir lernen Vokabeln. Jeden Tag wird ein thematisches Kapitel abgeschlossen, als erstes natürlich Vorstellung und Begrüßung, wo man herkommt, welchen Beruf man hat, beim Einkaufen, Post, Schule, Krankenhaus usw. Jeweils am Ende der Woche gibt es einen schriftlichen Test, auf den man sich allerdings vorher vorbereiten kann. Wahrscheinlich schneiden alle Schüler gut ab....

Auch wenn es natürlich anstrengend und vor allem ungewohnt ist, macht der Unterricht Spaß, zumal alles im Freien stattfindet. Jeder sitzt mit seinem Lehrer/Lehrerin auf kleinen „Lerninseln“, wie in einem großen botanischen Garten.

Sprachunterricht mit Mr. Tisho


Nach einer Woche wechseln die Lehrer, auch das ist nicht schlecht. Leider hatten wir unsere beste Lehrerin erst in der letzten Woche.

Kulinarisch werden wir verwöhnt. Die Mamas, wie hier jede erwachsene Frau respektvoll angeredet wird, haben sich auf die internationalen Gäste eingestellt. In der Mensa gibt es neben typisch afrikanischen Gerichten wie Reis mit Bohnen oder dem hier beliebten Mais“pamps“, eine Art Polenta, - zum Frühstück für den, der es mag, in flüssiger Form als Ugi- auch Gulasch mit Möhrengemüse, Kartoffelbrei, Bratkartoffeln mit Ei, Spaghetti, Pizza oder pommes frites. Für die Amerikaner steht wahrscheinlich der viele Ketchup auf den Tischen, von dem sie auch reichlich essen, ebenso wie von der Erdnussbutter zum Frühstück.
Zu jeder Mahlzeit gibt es Papaya, Bananen oder Ananas, die wir nie süßer und aromatischer gegessen haben. Die frischgebackenen und noch warmen kleinen Leckereien zu den Tee- und Kaffeepausen lassen wir lieber weg.

Die Zeit in Morogoro nutzen wir außerdem, um uns für Lugula mit Lebensmitteln, wie diverse Nudeln, Sonnenblumen- und Olivenöl, Tomatenmark und Thunfischkonserven, Essig, Salz und Zucker sowie „Waren des täglichen Bedarfs“ einzudecken. Schließlich gibt es in unserem abgelegenen Dorf an Lebensmitteln nur das zu kaufen, was die Leute selbst anbauen, auch Reis, Mehl oder Bohnen lose in großen Säcken. Waschmittel, einfache Küchengerätschaften oder Holzkohle, auf der traditionell gekocht wird, kann man ebenfalls kaufen – und natürlich Bier und Coca-Cola, für deren Nachschub selbst die schlechtesten Straßenbedingungen während der Regenzeit keine Hürde sind.

Größere Banken mit Geldautomaten findet man in Morogoro auch. Mit unserer Geldkarte sorgen wir für die nächsten Monate vor. Außer für den normalen Lebensunterhalt werden wir kaum Gelegenheit zum Geldausgeben haben, doch Emma und Charles, die für uns in Haus und Garten arbeiten, bekommen ihren Lohn natürlich in Tanzanischen Shilingis.

Der Sprachkurs in Morogoro ist sehr hilfreich – aber für uns auch sehr kurz und leider schon zu Ende als der Umgang mit der Sprache gerade beginnt, Spaß zu machen. Die anderen Mitschüler bestreiten wesentlich längere Kurse. Letztendlich entscheidet darüber der jeweilige Entsender.
Wir haben ab jetzt in Lugala Gelegenheit, direkt in der Praxis weiterzulernen.