Samstag, 13. August 2011

Haustiere

In den Dörfern halten viele Leute Hühner, die überall durch`s Gelände laufen. Da Hühner einfach nur dumm sind, rennen sie, obwohl am Straßenrand friedlich herumpickend, gerade immer dann über die Straße, wenn ein Fahrzeug kommt. Erstaunlicherweise schaffen sie es meist unversehrt zur anderen Seite. Auch mit dem Fahrrad muss man aufpassen, dass nicht eins zwischen den Speichen hängenbleibt. Für den geflügelten Nachwuchs braucht man natürlich auch Hähne und so werden wir zuverlässig jeden Morgen weit vor Sonnenaufgang geweckt. Aus allen Richtungen kräht es.
Einige Enten sieht man auch. Ziegen gibt es reichlich, von denen neuerdings in Malinyi immer eine frisch geschlachtete in der Serengeti-Bar zum Verkauf hängt. Das Fleisch der jungen Zicklein ist wunderbar zart und ein schöner Sonntagsbraten. Von den halbsesshaften Sukuma mit ihren großen Watussirinderherden abgesehen, halten einige etwas wohlhabendere Leute eine Kuh oder ein Schwein.

Außerdem sieht man etliche Hunde, die irgendwie alle gleich aussehen und von denen die wenigsten einen Besitzer haben. Die meisten dieser armseligen Kreaturen streunen verwahrlost herum und müssten eigentlich alle von ihren vielen sichtbaren Leiden erlöst werden. Aber darum kümmert sich niemand.

Wir haben seit gestern auch ein Haustier – einen jungen Waran. Er hat sich unseren Garten für seine Erdhöhle ausgesucht, vielleicht als strategisch günstige Lage zu Nachbars Hennen mit ihren Küken, die sich immer wieder durch Charles` mühevoll verdichtete Hecke kämpfen. Wir haben den Eindruck, am liebsten halten die sich in unserem Garten auf und scharren alles kaputt. Als ich das Erdloch gestern entdeckte, dachten wir erst, es sei eine Schlange, worüber wir wenig erfreut gewesen wären. Eine Begegnung mit Kobras und Puffottern kann dramatisch enden. Man sah zunächst im Taschenlampenschein nur etwas Zusammengerolltes mit schöner Oberflächenzeichnung. Wir waren drauf und dran, Wasser hineinzuschütten, um das Tier herauszulocken, da quälte es sich von selbst rückwärts aus seiner Höhle heraus.

Unser freundlicher Gartenbewohner

Warane, auch recht große Exemplare, sind schon öfter durch den Garten spaziert, haben es sich auch auf dem Dach bequem oder von dort auf die Streifenhörnchen auf dem Avocadobaum Jagd gemacht. Aber die kleinen flinken Kletterer sind keine leichte Beute. Ich bin froh, dass ich dies tagsüber beobachtet habe. Auch nachts hat schon mehrmals ein Waran versucht, am Verandagitter auf das Dach zu klettern, ist dabei abgerutscht und zur Erde geplumpst. Die kratzenden und rumpelnden Geräusche ließen auf Bedrohliches schließen, doch wir wussten, wer der nächtliche Besucher war und es gab keinen Grund zur Beunruhigung.

Ein früherer Besucher auf dem Dach

Nun sind wir gespannt, wie lange der Waran bleibt. Vielleicht wird er wirklich zum Hühnerschreck. Uns soll es recht sein, wo die scharren, bleibt nicht ein Grashalm stehen.

B.

Kurzer Nachtrag zu Uwes Kommentar: Auch hier werden Warane gegessen, hat uns Tischler Lyabonga erzählt. Ob als Delikatesse oder eher aus Not, wissen wir allerdings nicht, wahrscheinlich letzteres. Wir werden auf dieses Geschmackserlebnis ganz sicher verzichten.

2 Kommentare:

  1. Waranfleisch gilt in China als Delikatesse!

    Viele Grüße, Uwe.

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  2. So'n Hauswaran ist doch nett, natürlich kann es recht unangenehm werden, wenn er des Nachts über Eure Wellblech-Dächer turnt... Weiterhin alles Gute, ich bin jeden Tag gespannt auf neue Berichte! Michael

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