Sonntag, 17. Juli 2011

Die Piste nach Lugala

Von Dar es Salaam bis Mikumi ist die Straße gut- wenn man von den Spurrinnen zwischen DAR und Chalinze absieht, die von den Schwerlasttransportern verursacht werden. Auf diesem Stück fährt man sicherheitshalber nicht schneller als 80 km/h; viele Fahrer versuchen es dennoch: wir haben schon viele Unfälle auf dieser Strecke gesehen.

Der Punkt des Entfernungsanzeigers unten links zwischen Malinyi und Igawa markiert Lugala - das Dorf ist auf keiner Karte zu finden

Nach der Brücke über den Ruaha ist die Straße bis Ifakara schlecht. Danach kommt die Fährüberfahrt über den Kilombero und die Piste wird richtig schlecht. Die vergangene Regenzeit hat sehr viel Regen gebracht mit riesigen Wasserlöchern, deren Tiefe man nicht erkennt, ausgespülten Querrinnen und langen Schlammstrecken. Letztere hatten für die Einheimischen sogar Vorteile. Bei Mtimbira war die Strecke gar nicht mehr zu befahren; sie haben eine Art Knüppeldamm gebaut und sich jede Durchfahrt bezahlen lassen. Oder bei einem Anstieg stand immer ein Fahrzeug mitten auf der abschüssigen Piste. Beim Versuch auszuweichen, rutschte man unweigerlich in den Graben und das Auto lehnte an der Böschung. Auch mit Allradantrieb war das Auto nicht flottzumachen, die Leute standen daneben und irgendwann hatte man die Nerven verloren. Ein Preis wurde ausgehandelt (dabei waren sie natürlich im Vorteil, denn wir wollen weiter und sie haben alle Zeit der Welt), ca. 20 Personen haben geschoben und man war wieder in der Spur. Für die Anwohner ein erfreulicher Nebenverdienst- aber warum auch nicht: sie verdienen ja sonst nichts.
Jetzt sind die Wasserlöcher und Querrinnen ausgetrocknet und die schlammigen Abschnitte hart wie Beton. Nach europäischen Maßstäben würde man die Strecke als "unbefahrbar" bezeichnen, aber irgendwann muss man ja auch einmal aus der Wildnis in den zivilisierteren Teil dieses Landes kommen, sich also die Tortur einer Fahrt antun. Dann fährt man praktisch von einem Schlagloch in das nächste und so gewinnt der Begriff "es einmal richtig krachen lassen" eine völlig neue Bedeutung. Auch wenn man sich noch so sehr bemüht: irgendwann kommen Fahrer und Fahrzeug - es ist schon seit 13 Jahren auf dieser Piste im Einsatz - an ihre Grenzen. Bei unserer vorletzten Fahrt sind uns auf dieser Strecke von jeweils 5 Blattfedern vorn links 4 und rechts 2 gebrochen. Dabei war das Auto noch nicht einmal schwer beladen.

Eine hat gehalten

Normale Pkw können diese Piste jetzt überhaupt nicht befahren und die Frage ist- wann geht wieder etwas? Die Antwort: vor der nächsten Wahl. Dann wird die Strecke aufgekratzt, eingeebnet, gewalzt und man kann kurzfristig ziemlich unbeschwert fahren. Bis zur nächsten Regenzeit.
Wir bezahlen jährlich eine nicht unbeträchtliche Summe für die road license und da könnte man einmal fragen, was mit diesem Geld eigentlich geschieht? Auf jeden Fall ist dem Straßenbauministerium dieser Abschnitt absolut gleichgültig. Aber es kommt noch besser:
Vor Beginn der Regenzeit hat irgendjemand veranlasst, dass z.B. in Malinyi neben den größten Löchern Kies abgekippt wurde. Aber wahrscheinlich hat dieser Jemand vergessen zu sagen, dass damit die Löcher aufgefüllt werden sollen. Auf jeden Fall lagen die Kieshaufen neben riesigen Wasserlöchern und irgendwann war diese Straße nicht mehr zu befahren, d.h. ein bisschen schon, wenn man die Kieshaufen als Fahrstrecke benutzt hat. Jetzt ist sie wieder leidlich befahrbar und jetzt!! werden die Löcher aufgefüllt. Besser zu spät als nie.
Völlig absurd wird es auf der Piste zwischen Lupiro und Itete. Der jetzige, neue Gesundheitsminister stammt aus einem kleinen Dorf an der Strecke und der Himmel weiß, was er seiner Familie oder seinem Clan versprochen hat. Auf jeden Fall gibt es jetzt mitten im Urwald eine knapp 2 km lange Asphaltstraße, mit betoniertem Regenablauf- daneben gibt es kein Dorf, keine Hütte , nichts... Auf diese Straße wird gerade schon zum 5. Mal !! ein neuer Belag aufgetragen. Ich bin kein Straßenbauer, aber für das Geld hätte man mit Sicherheit die gesamte Strecke von Ifakara bis Lugala einmal glätten können.
Oder, wenn ich in DAR sehe, dass die EU eine vierspurige Straße grundhaft erneuert- da werde ich mich doch einmal fragen dürfen, was die EU mit dieser Straße zu schaffen hat?

Aber das gehört schon nicht mehr zum Bericht über die Piste nach Lugala.

P.

1 Kommentar:

  1. Hallo Peter, der Kommentar ist treffend !
    Von uns nun der Link zur fertigen BILDERGALERIE unserer Tage von Tansania https://picasaweb.google.com/GaussGymnasiumSDT/TANSANIA201102 - Einen ausführlichen Bericht kann ich morgen fertigstellen, ich sitze schon den zweiten tag dran - die Eindrücke erschlagen mich noch heute !

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