Sonntag, 8. August 2010

Eine Woche Urlaub

Nach einem kurzen aber wie ich finde, wohlverdienten Urlaub hat auch mich der Alltag in Lugala wieder. Lange hatte ich mich auf Claudias Besuch gefreut, dann sind die knapp drei Wochen mit ihr wie im Flug vergangen. Bis zum letzten Tag ihrer Abreise aus Deutschland wussten wir nicht einmal, ob sie tatsächlich kommen würde. Mit unseren Unternehmungen hier in Lugala waren wir natürlich sehr eingeschränkt, Radtouren durch die Buschdörfer und unsere geplante Regenwaldwanderung durch die Udzungwa-Berge mussten ausfallen. Doch wichtig war vor allem, dass wir die Zeit gemeinsam verbringen konnten. Außerdem war ich hier ohnehin noch in der Pflicht, da Quartalsabrechnungen erledigt werden mussten und wenn wir in Lugala anwesend sind, sind wir sowieso immer im Dienst - vor allem Peter, der auch schon mal nachts aus dem Bett gerufen wird, weil das Hospitalauto mit leerem Tank abgestellt wurde, man aber dringend einen Patienten holen muss. So hat Claudia eine ganze Menge Hospitalalltag erlebt.

Mit Charles als stolzem Chauffeur waren wir auf Spazierfahrt am Furua. Allein hätten wir uns in dem weitverzweigten Wegenetz durch die – jetzt trockene – Sumpfebene wohl hoffnungslos verirrt. Es ist ein idyllischer Platz und Charles meint, abends kämen Elefanten zum Fluss.


mit Charles am Furua

Unsere Weiterreise begann dann schon ein bisschen abenteuerlich. Peter brachte uns nach Ifakara und wollte nach unserer Zugabfahrt am nächsten Morgen samt Geldboten und dringend benötigter Reifen zurück nach Lugala fahren. Elisabeth Rotzetter, Leiterin des SolidarMed-Büros in Ifakara hatte noch brauchbare Reifen, die unsere „Glatzen“ vorerst ersetzen sollten. Eine ungewöhnlich lange Autoschlange am Kilombero machte uns stutzig, wenig später die Gewissheit – die Fähre ist kaputt. Wann sie wieder einsatzbereit sein würde, wusste niemand, repariert wurde schon seit geraumer Zeit. Die Fischer nutzten natürlich die Gunst der Stunde und setzten die Leute gegen ein Mehrfaches des Fährpreises mit ihren Einbäumen über.

im Einbaum über den Kilombero

Ganz ungefährlich ist das nicht, es gibt Krokodile und Nilpferde, doch denen war der Trubel an diesem Tag wohl zu groß. Wir haben jedenfalls keine gesehen. Es blieb uns schließlich keine andere Wahl, den Fluss ebenso zu überqueren, wollten wir wie geplant mit der TAZARA (Tanzania-Zambia-Railway) am nächsten Morgen nach Dar Es Salaam fahren. Der Zug fährt zweimal wöchentlich, mitgenommen wird man nur mit platzreservierten Fahrkarten. Für einen Platz in einem der vier 1.Klasse-Waggons im Stil DR 80-er Jahre und ziemlich verschlissen, sollte man die Fahrkarte wenigstens 14 Tage vorher kaufen, will man nicht in der überfüllten Holzklasse zwischen Menschen, Hühnern, Reissäcken und sonstigen überdimensionalen Gepäckstücken und Bündeln schwitzen.
Mit Elisabeth war schnell vereinbart, Geldbote und Reifen werden zum Ufer gebracht, mit Einbaum übergesetzt und Peter fährt mit beiden/m zurück. Die Vorstellung, dass Peter in der Dunkelheit mit seiner wertvollen Fracht durch die Wildnis nach Lugala fährt, war mir unheimlicher als die am Ende doch sehr ruhige Flussüberquerung im Einbaum.

Claudia und ich mussten auf der Ifakara-Seite noch eine ganze Weile auf das SolidarMed-Auto warten, schließlich war Wochenende, Fahrer und Geldbote nicht auf diesen Einsatz vorbereitet. Zwischenzeitlich war tatsächlich die Fähre wieder flott und Peter gelang es mit geschicktem Vordrängeln und Verweis auf seine zu transportierende Patientin aus dem Lugala-Hospital mit der zweiten Überfahrt an´s andere Ufer zu kommen. An den im Einbaum übergesetzten Mzungu mit Krücken konnten sich natürlich alle erinnern.

Auf die Verspätung der TAZARA am nächsten Morgen waren wir eingestellt, mitunter sind es auch mal 20 Stunden. Das macht niemandem etwas aus, denn wenn man hier in Afrika auch sonst nicht viel hat, Zeit haben alle. Trotzdem waren wir natürlich pünktlich am Bahnhof, denn verlässliche Informationen gibt es nicht. Auf teilweise landschaftlich sehr schönen Strecken geht es recht gemächlich in 9 Stunden nach Dar. Allein der Abschnitt durch den Selous Nationalpark lohnt diese Fahrt, denn hier erlebt man sozusagen eine „Safari for free“.

Auf Sansibar gab es dann Erholung, wie man sich das auf einer exotischen Insel vorstellt: Sonne, Strand, Indischer Ozean, entspannte Menschen, reife Früchte im Überfluss, gutes Essen, für mich guten Wein – Claudia blieb bei ihrer Brause- ein bisschen faulenzen und lesen, auf Sansibar natürlich ein Bummel durch Gewürzplantagen und durch die verwinkelten Gassen der Stone town.

Gewürznelken kurz vor der Ernte

Nach einer Woche bestieg Claudia ihr Flugzeug nach Berlin und für mich ging es mit der Fähre auf`s Festland nach Dar, mit dem Taxi zum Bus und wieder zurück in den Busch. Peter hat mich auf halber Strecke abgeholt und schon sehnlich erwartet – siehe letzten Beitrag.

1 Kommentar:

  1. .....und in 2 Tagen ist Claudia bei uns mit sicher noch viel mehr Reiseeindrücken und umfangreichem Bildmaterial. Wir freuen uns schon.
    MuV

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